Die gute Stadt Paris: Roman (German Edition) by Robert Merle

Die gute Stadt Paris: Roman (German Edition) by Robert Merle

Autor:Robert Merle [Merle, Robert]
Die sprache: deu
Format: mobi, epub
Tags: Belletristik/Historische Romane, Erzählungen
Herausgeber: Aufbau Verlag GmbH & Co. KG
veröffentlicht: 2000-12-31T23:00:00+00:00


Die Sonne brannte bereits heiß vom Himmel, als ich mich von Pierre de l’Etoile verabschiedete unter tausend Danksagungen für das vorzügliche Mahl und das wunderbarliche Gespräch, woran ich das Glück gehabt, teilnehmen zu können.

»Oh, Monsieur de Siorac«, sprach er auf der Schwelle seines Hauses zu mir, »die Zeiten sind so voller Verderbnis, Gemeinheit und Sittenverfall, daß es für mich ein höchst seltenes Vergnügen ist, das Gespräch mit edlen, rechtschaffenen Männern zu führen, denen allein das öffentliche Wohl und das Emporkommen des Menschengeschlechts am Herzen liegt. Anderenteils«, fuhr er fort, seine Stimme zu einem Flüstern senkend und die Augen wachsam auf die Vorübergehenden gerichtet, »gibt es bestimmte Personen, welche von einer so blinden, hirnwütigen Besessenheit erfaßt sind, daß davon schier die Luft verpestet wird, welche wir atmen. So Ihr Euch den kommenden Sonntag in die Kirche Saint-Eustache begeben wolltet, die Predigt dort zu hören, dann würde Euch eine wundersame Offenbarung zuteil.«

»Ich werde nicht verfehlen, dies zu tun«, erwiderte ich mit heimlichem Spott, denn ich sah wohl, wohin seine Gefühle den guten Pierre de l’Etoile zogen, so papistisch er auch war oder zu sein vorgab.

Im heißen Dunst des Tages lenkte ich meine Schritte in die Rue de la Ferronnerie, mich zu meinen Brüdern in Meister Recroches Haus zu begeben. Mein Samson zeigte sich sehr beglückt darob, die Stunden des Nachmittags mit mir verbringen zu können, und Giacomi erfüllte der Gedanke mit Freude, sich im Louvre wieder in seiner geliebten Fechtkunst üben zu können. Da ich sie nun so wohlgemut sah, beschloß ich, noch einen Dritten glücklich zu machen, und bedeutete Miroul, sich unserer Gesellschaft anzuschließen, obgleich seine Gegenwart ohne die Pferde eigentlich nicht vonnöten gewesen wäre. Doch was tat’s? War nicht mein wackerer Diener viel mehr für mich als nur ein Diener? Und hatte ihm mein Vater nicht anempfohlen, nicht von meiner Seite zu weichen, damit er mit seiner Besonnenheit mein hitziges Gemüt etwas mildern möge?



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